Grafschafter Schulgeschichte

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Ue-14

Entwicklung des Schulwesens in Uelsen

Volksschule Halle

In Halle stand früher eine Kapelle, die von der Kirchengemeinde Uelsen betreut wurde. Ende des 19. Jahrhunderts wurden ihre Fundamente ausgegraben. Es wird vermutet, dass sie im 80-jährigen niederländisch-spanischen Krieg zum Ende des 16. Jahrhunderts zerstört wurde. Ob in dieser Kapelle schon Unterricht erteilt wurde, kann nicht mehr festgestellt werden.

Um 1800 - Nach Aussagen in der Schulchronik wird schon im 19. Jahrhundert in einer Stube des Kötters Lohuis im Winter unterrichtet. Der Lehrer ist der Besitzer Lohuis selbst. Er wird jeweils für einen Winter angestellt und erhält an Gehalt außer dem Reihetisch wöchentlich für jedes Kind 0,08 Mark. Die Zahl der Schulkinder ist unbekannt, da es keinen Schulzwang gibt. Nachfolger von Lohuis ist ein Bruder vom damaligen Kolonen Westrick aus Halle, der in Almelo/ Holland ausgebildet wurde. In der damaligen Zeit - bis etwa 1850 - wird nur in holländischer Sprache unterrichtet.

1826 - Nach dem Tode des Lehrers Westrick wird Rooseboom Lehrer in Halle. Er besucht im Sommer 1828 das Seminar in Hannover und besteht im Herbst desselben Jahres das Examen für Hauptschulen (Kirchspielschulen). Dem Lehrer Rooseboom folgen:
- Friedrich Giesen aus Bimolten:                        1841 - 1849
- Bernd Hindrik Hannink aus Halle:                     1849 - 1862
- Bernd Goortmann aus Hardingen:                    1862 - 1870
- Jan Wilm Bosmann aus Halle:                          1870 - 1874
- Geert Harger aus Hilten:                                1875 - 1912   

1840 - Die Schulgemeinde baut eine neue Schule, die mehr breit als lang ist. Da das Lehrerpult an einer der breiten Seiten steht, kann der Lehrer die Kinder schlecht übersehen. Die Kinder erhalten Licht von beiden Seiten. Der Fußboden besteht aus Kopfsteinpflaster.

1861 - Das erste Lehrer-Wohnhaus soll 1861 gebaut worden sein. 1863 wird es durch einen Blitzschlag teilweise zerstört und wird etwas größer wieder aufgebaut. Trotzdem wird der Mangel an einer guten, geräumigen Schlafstube recht fühlbar, wie es in der Schulchronik heißt. Der Lehrer Hanning erhält ein Diensteinkommen von 270 Mark jährlich. Dieser Betrag wird dann 1873 um 150 Mark, 1875 noch einmal um 150 Mark und 1882 wiederum um 150 Mark erhöht. Die Ländereien werden mit 30 Mark berechnet. Zusammen sind es dann 750 Mark: dazu kommt die Lehrerwohnung.

1872 - Aufgrund der "Allgemeinen Bestimmungen von 1872" wird 1873 der Handarbeitsunterricht für Mädchen eingeführt. Seit 1877 wird im Sommer Turnunterricht erteilt.

1880 - Seit etwa 1880 werden die Kinder nur dann aus der Schule entlassen, wenn sie in Gegenwart des Ortsschulinspektors eine Entlassungsprüfung abgelegt haben.

1886 - Bis 1886 gibt es in Hesingen eine eigene Winterschule vom November bis März. Nachdem die Schulen seit dem 1. Juli 1886 unter der Oberaufsicht der Königlichen Regierung in Osnabrück stehen, die auch das Besetzungsrecht hat, wird die Einrichtung der Winterschule in Hesingen nicht mehr gestattet. Die Hesinger beklagen dieses Verbot der Regierung, weil der Schulweg etwa 4 - 5 km beträgt. Wie in der Schulchronik von Getelo vermerkt ist, besuchen die Hesinger Kinder in späteren Zeiten als Gastschüler die Volksschule Getelo.

1894 - Die Zahl der schulpflichtigen Schüler beträgt  44 Kinder, 24 Jungen und 20 Mädchen.

1896 - Die Kinder machen ihren ersten "großen Ausflug" mit der Bahn. Vier "Bauern-Kleedwagen" bringen die fröhliche Schar nach Neuenhaus. Von dort geht es mit dem Zug bis Frenswegen, wo einige unbeschwerte Stunden in den Anlagen des Klosters folgen.

1898 - Das unzulängliche Schulgebäude wird durch ein neues ersetzt. Der Neubau kostet 3694 Mark. Die feierliche Einweihung erfolgt am 25. Oktober 1898.            

1902 - Die Lehrerwohnung wird mit einem Kostenaufwand von 3000 Mark vergrößert. 2000 Mark werden als Darlehen bei der damaligen Amtssparkasse Neuenhaus (Zinsen 3,5 %, Tilgung 1,5 %) aufgenommen. 1000 Mark erhält die Gemeinde von der Bezirksregierung in Osnabrück.

1913 - Das Jahr 1913 scheint ein Jahr der nationalen Feiertage gewesen zu sein: Am 10. März feiert man den 100sten (hundersten oder 100.) Geburtstag der Stiftung des Eisernen Kreuzes und den Geburtstag der Königin Luise. Am 16. Juni feiert man den Gedenktag der Befreiungskriege von 1813. Zur Feier des Sedantages findet einige Wochen später ein größeres Kriegsspiel mit der Schulen Halle, Hardingen, Lage, Uelsen, Getelo, Getelomoor und Höcklenkamp statt. Zur Erinnerung an die Schlacht bei Leipzig wird am 10. Oktober eine Schulfeier abgehalten. Nach der Pensionierung von Lehrer Harger und nur einjähriger Tätigkeit des Lehrers Kolkmeyer tritt Lehrer Ahrens seinen Dienst im Oktober 1913 an.

1914/1918 - Zum Kriegsbeginn wird in der Schulchronik der Opfermut der Gemeinde hervorgehoben. An der Grenze wird die Bewachung verstärkt; Landstürmer rücken heran. Der Schulunterricht kann nur noch verkürzt durch viele Vertretungen aufrecht erhalten werden

1919 - Lehrer Arens wird nach Ratzel versetzt. Lehrer Riestenpatt übernimmt die Schule Halle und bleibt hier bis 1936. Er hat die wichtigsten Stationen in der Schule und der Gemeindegeschichte festgehalten

1930 - Die bisherige Lehrerwohnung wird umgebaut, eine Zentralheizung eingebaut.                      

1933 - Die Chronik berichtet über die Zeit des Nationalsozialismus.  Dieser Zeitabschnitt ist trotz Anweisung nicht entfernt worden.       

1936 - Lehrer Riestenpatt wird nach 17-jähriger Tätigkeit in Halle als Hauptlehrer an die Volksschule Neuenkirchen, Kreis Melle, versetzt. Nach einjähriger Tätigkeit des Lehramtsbewerbers Johann Holthuis aus Itterbeck folgt 1937 der Lehrer Jürgenahring aus Brockhausen, Kreis Wittlage.             

1938 - Der Schulraum erhält einen neuen Fußboden, einen neuen Anstrich und ein neues Dach. In der Schule wird eine Volksbücherei eingerichtet. Zum 1. Oktober 1938 wird die ländliche Berufsschulpflicht eingeführt und die Schule für Halle und Hesingen in der Schule Halle untergebracht.             

1939/1945 - Lehrer Jürgenahring muss nach Kriegsausbruch bis 1941 an drei Tagen auch in Hardingen unterrichten. Ab 1942 wird er zum Kriegsdienst eingezogen. Der Unterricht wird vertretungsweise erteilt. In der Chronik wird über Altstoff- und Heilkräutersammlungen berichtet.             

1945/1946 - Nach Flucht aus russischer Kriegsgefangenschaft unterrichtet der Lehrer Jürgenahring wieder ab Oktober 1945 in Halle. Durch den Zuzug von Flüchtlingen steigt die Schülerzahl 1946 von 47 auf 81 Kinder. Verschiedene Familien, die wegen der Sperrzone im Grenzgebiet nach auswärts gezogen waren, kehren wieder zurück. Die Arbeit in der Schule ist schwierig. Die alten Schulbücher dürfen nicht mehr verwendet werden. Es fehlen Hefte, Griffel, Tafeln und Kreide. Es kommen immer wieder Flüchtlingskinder dazu, die vorher nur unregelmäßig oder gar keinen Unterricht hatten.      

1950 - Nachdem  die Schülerzahl 1949 auf 86 Kinder gestiegen war, wird 1950 eine zweite Lehrerstelle eingerichtet. Da nur ein Klassenraum vorhanden ist, muss auch nachmittags unterrichtet werden, was zu Schwierigkeiten im Winter mit dem Schulweg wegen der Dunkelheit führt, so dass der Bau eines zweiten Klassenraumes angestrebt wird.

1953 - Es wird eine einklassige Schule mit Gruppenraum und Junglehrerwohnung gebaut, die derart geplant ist, dass sie zu einer zweiklassigen Schule ausgebaut werden kann. Die Gesamtkosten betragen 68 000 DM. Die Finanzierung kann durch die steigende Gewerbesteuer in der "Erdgasgemeinde" geleistet werden. Nach den Herbstferien wird die Schule bezogen. Wegen der noch fehlenden Grünanlagen findet die Einweihungsfeier erst am 22.12.1953 statt.

1954 - Ab 1954 sind die Schülerzahlen rückläufig und pendeln sich auf etwa 50 Kinder ein, da die Flüchtlinge wegen des Mangels an Arbeitsstellen wieder wegziehen.

1956/1957 - Mit Beginn des Schuljahres 1956/57 ist die Schule wieder einklassig. Die Ehefrau des Lehrers unterrichtet dann ab 1957 im Rahmen eines Privatdienstvertrages mit 12 Wochenstunden das 1. und 2. Schuljahr in der alten Schule.

1961 - Die alte Schule, vor allem der schlecht beheizbare große Klassenraum, wird wieder instand gesetzt.

1963 - Nach Einführung des 9. Schuljahres 1962 in Uelsen beginnt das Schuljahr 1963/64 mit einem Schulstreik. Die Eltern weigern sich, ihre Kinder mit dem Fahrrad nach Uelsen zu schicken und verlangen einen Fahrdienst, der dann nach Verhandlungen mit Landkreis und Schulrat eingerichtet wird (GN, April 1963).

1965 - Mit Beginn des Schuljahres 1965/66 werden auch die Schüler des 7. und 8. Schuljahres nach Uelsen abgeschult. In Halle verbleiben noch 45 Schüler.

1969 - Die Schülerzahl sinkt unter 40 Kinder, so dass die Schule wieder einzügig werden soll und sechs Schuljahrgänge in einer Klasse unterrichtet werden müssten. Deshalb wird in einer Gemeindeversammlung der Abschulung der Schüler des 5. und 6. Schuljahres nach Uelsen zugestimmt. Die Schule Halle wird eine reine Grundschule. Lehrer Jürgenahring wird zum Ende des Schuljahres 1968/69 in den Ruhestand verabschiedet. Sein Nachfolger wird Günter Kip aus Uelsen, der die Schuljahre 1 - 4 unterrichtet. Die alte Schule steht ab Schuljahrsbeginn leer.

1972 - Im März 1972 fordert  die Regierung in Osnabrück die Gemeinde Halle auf, die Aufhebung der Grundschule Halle zum Schuljahrsende zu beschließen. Das Vorhaben stößt auf harten Widerstand der Elternschaft und der Gemeindevertretung. Mit Unterstützung des Oberkreisdirektors kann die Schließung der Grundschule Halle zunächst abgewendet werden.

1973 - Die Lehrer-Dienstwohnung wird an Herrn Kip verkauft, weil die Trägerschaft von Schule und Dienstwohnung an die Samtgemeinde Uelsen übergehen soll. Von dem Erlös  wird auf dem Schulgrundstück ein beheiztes Schwimmbad gebaut.

1976 - Nach Einschulung von 15 Kindern hat die Grundschule Halle mit 39 Kindern die größte Schülerzahl seit mehr als 8 Jahren.            

1977 - Trotz massiver Gegenwehr des Samtgemeinderates wird die Schließung der Grundschule Halle gerichtlich verfügt (GN, 23.7.1977). Die Schüler werden zur Grundschule Uelsen umgeschult. Lehrer Kip wechselt zur Realschule Uelsen. Damit endet die Geschichte der Schule Halle nach etwa 200 Jahren.         

Quellen:
    Willy Friedrich, Kleine Schulen müssen sterben, Blick in die Schulgeschichte der Gemeinde Halle. In: Zwischen Burg und Bohrturm, Nr.11/1978
    Heinrich Eberhardt, Schule, Land und Leute der Samtgemeinde Uelsen im Spiegel der Schulchroniken, 1985; Nr. 4.2.4 Halle, Seiten 211 -239
    Artikel aus der örtlichen Presse, im Text angegeben

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