Grafschafter Schulgeschichte

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BBS-02

Entwicklung des Berufsbildenden Schulwesens in der Grafschaft Bentheim

Gewerbliche Berufsbildende Schulen

Von den Anfängen 1964 bis zum Jahre 2005

Mit Wirkung vom 1. April 1964 ordnet der Regierungspräsident die Zusammenlegung der Kreisberufsschule (siehe: BS1) und der Städtischen Berufs-, Berufsfach- und Fachschulen Nordhorn (siehe:BS2) an. Es erfolgt folgende Gliederung:
Eine Anstalt mit gewerblicher Berufsschule, Hauswirtschaftlicher Berufsschule und den Berufsfach- und Fachschulen, eine Handelslehranstalt.

Der Leiter der gewerblichen und hauswirtschaftlichen Berufsschule ist Berufsschuldirektor Scholle. Mit der vorläufigen Leitung der Handelslehranstalt wird Oberstudienrat Drolshagen beauftragt. Ab 1. April wird Neuenhaus als Schulort aufgehoben. An den beiden anderen Schulorten, in Nordhorn und Bentheim, bleiben alle drei Sparten der Berufsschule bestehen (GN, Ende März 1964).

Die Neuordnung des Berufsschulwesens wird zum 1. Juli 1964 durch die Bildung der beiden Schulen in der Trägerschaft des Berufsschulzweckverbandes vollzogen. 1966 wird dann die Hauswirtschaftliche Abteilung zur selbstständigen Schule. Die Landwirtschaftlichen Berufsschulen bilden schon seit 1956 eine eigene Schule unter Leitung von Wilhelm Horstmeyer.

Die Situation der Berufsschulen in Nordhorn ist gekennzeichnet von einer katastrophalen Schulraumnot. Aufgrund der stark angestiegenen Schülerzahlen fehlen in Nordhorn acht Klassenräume. Die Berufsschulen sind in Nordhorn am Promenadenweg, am Ootmarsumer Weg und an der Alten Maate untergebracht. Zur Linderung der Raumnot werden zunächst zwei Pavillons mit je zwei Klassenräumen am Promenadenweg aufgestellt.

Der Berufsschulzweckverband beschließt 1964, in Nordhorn ein Berufsschulzentrum "Am Bölt" und in Bentheim ein Gebäude an der Funkenstiege zu errichten. Der Rat der Stadt Nordhorn gibt hierzu seine Zustimmung, das so genannte Kruppsche Gut in Gildehaus gegen das Richterinksche Gelände im Winkel Denekamper Straße/ Am Bölt einzutauschen (GN, 18.9.1964).Der erste Bauabschnitt wird 1967 vollendet und besteht aus einem viergeschossigen Trakt für die Gewerblichen Berufsschulen und einem dreigeschossigen Trakt für die Handelslehranstalt. 1968 erfolgt die Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts für die Textilmeisterschule als Flachbau bei der Gewerblichen Berufsschule. 1969 wird der dritte Bauabschnitt mit der Hauswirtschaftlichen Berufsschule, der Turnhalle und der Hausmeisterwohnung fertiggestellt.

Die folgenden Aussagen beziehen sich auf die Gewerblichen Berufsbildenden Schulen (GBS)

1969 - Zum Schuljahrsbeginn 1969/70 wird die Fachoberschule mit dem Schwerpunkt Ingenieurwesen/ Technik eingerichtet. Nachdem die bisherigen Ingenieurschulen in Fachhochschulen umgewandelt wurden, gilt als Zulassungsvoraussetzung die Fachhochschulreife, die in der Fachoberschule erworben werden kann. Der Schwerpunkt in Klasse 11 liegt in der fachpraktischen Ausbildung. Nach Klasse 12 erfolgt die Reifeprüfung.

ab 1971 - Durch Verordnung wird das Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) in 12 Berufsfeldern eingeführt. Diese erfolgt zunächst freiwillig und wird später im Rahmen eines Modellversuchs für die Regionen Ostfriesland und Emsland/ Grafschaft Bentheim verbindlich. Der erfolgreiche Besuch des BGJ wird mit einem Jahr auf die anschließende Berufsausbildung angerechnet.
An den Gewerblichen Berufsbildenden Schulen (GBS) wird das BGJ in folgenden Berufsfeldern eingeführt: Metalltechnik (1972), Elektrotechnik (1979), Bautechnik (1978), Holztechnik (1979), Farbtechnik und Raumgestaltung (1980), Körperpflege (1980), Agrarwirtschaft (1979).

Das Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) für Schüler ohne Hauptschulabschluss wird 1980 eingeführt.

Außerdem werden weitere Schulformen zur Erweiterung des Bildungsangebotes eingeführt:
- Einjährige Berufsfachschule Metalltechnik (1971),
- Fachschule für Textiltechnik (Technikerschule) (1974),
- Zweijährige Berufsfachschule Technik (1974, ab 1992 überflüssig),
- Einjährige Berufsaufbauschule Technik (1974, ab 1992 überflüssig).

Durch die zwei letzteren Schulen konnte nachträglich der Realschulabschluss erworben werden. Sie werden 1992 überflüssig, weil dann jeder mit dem Abschlusszeugnis der Berufsschule den Realschulabschluss erhält.

1973 - Es werden weitere Fachräume durch Aufstockung der vorhandenen Gebäude geschaffen.

1974 - Herr Studiendirektor Hans Scholle wird am 27. September 1974 in den Ruhestand verabschiedet. Er wird vom damaligen Bürgermeister Gemmeker als "Baumeister im berufsbildenden Schulwesen in der Grafschaft und in Nordhorn" gewürdigt. Sein Nachfolger ist Klaus Dieckmann, der seinen Dienst am 10. Februar 1975 antritt und davor stellvertretender Leiter der Berufs- und Berufsfachschulen in Nienburg war und ein Sohn des Neuenhauser Bürgermeisters ist.

1975 - Zum 1. August 1975 wird das Technische Gymnasium eingeführt. In drei Jahren kann die fachgebundene Hochschulreife erreicht werden, die zum Studium des entsprechenden Faches berechtigt. Mit der Reform der gymnasialen Oberstufe kann ab 1976 die Allgemeine Hochschulreife erworben werden. Die drei Fachgymnasien im Berufsschulzentrum vereinbaren, den Unterricht in der Oberstufe in enger Kooperation anzubieten.

1977 - Durch das BGJ werden im Landkreis Grafschaft Bentheim Baumaßnahmen im Umfang von 47 Mill. DM erforderlich, die an der Denekamper Straße auf dem ehemaligen Rawe-Werk IV ausgeführt werden. Der Schulneubau gliedert sich in drei Bauabschnitte.

1. Bauabschnitt (1977 - 1979): 7 Werkstätten für die Fachbereiche Metalltechnik und Bautechnik, 8 Klassenräume mit Demonstrations- und Sammlungsräumen, Veranstaltungsbereich; außerdem Umbauten im Gebäude der GBS "Am Bölt".
2. Bauabschnitt (1978 - 1980): 6 Klassenräume mit Demonstrations- und Sammlungsräumen, 1 Fachraum für sozial- und sprachkundlichen Unterricht, 13 Werkstätten, Verwaltungsräume;
3. Bauabschnitt (1985 - 1987) und das "Nordhorner Modell": 4 Unterrichtsräume mit Demonstrations-, Lehr- und Übungsräumen für den Fachbereich Textiltechnik und Bekleidung, eine große Cafeteria.

Mit dem 3. Bauabschnitt werden die Voraussetzungen für das "Nordhorner Modell" geschaffen, das als Modellversuch eine modifizierte Ausbildung in den Textilberufen schaffen soll. Als Demonstrationsmittel werden alle Maschinen angeschafft, die dem technologischen Stand der Textilunternehmen entsprechen. Da jedoch die Schülerzahlen wegen der negativen Entwicklung der Grafschafter Textilfirmen immer mehr abnehmen, werden die Maschinen 1999 dem Stadtmuseum Povelturm für Ausstellungszwecke zur Verfügung gestellt.

1978 - Durch die Umorganisation des Berufsschulwesens in Nordhorn entstehen die Gewerblichen Berufsbildenden Schulen (GBS), die Kaufmännischen Berufsbildenden Schulen (KBS) und die Hauswirtschaftlichen Berufsbildenden Schulen (HBS).
Nach Auflösung der Landwirtschaftlichen Berufs-, Berufsfach- und Fachschulen mit Wirkung vom 1.8.1978 wird die Abteilung Landbau  von den Gewerblichen Berufsbildenden Schulen als Fachbereich  Agrarwirtschaft , die Abteilung Hauswirtschaft von den Hauswirtschaftlichen Berufsbildenden Schulen übernommen.

Im Schuljahr 1978/79 umfasst der Fachbereich Agrarwirtschaft (in Klammern Schülerzahl):
- die Berufsschule ( Grundstufe 26 Schüler, Fachstufe 1  57 Schüler, Fachstufe 2  46 Schüler),
- die einjährige Berufsfachschule Landbau (22 Schüler),
- die einjährige Fachschule Landbau (24 Schüler).

1986 - Gegenüber den Richtlinien für den Unterricht in Landwirtschaftsschulen vom 5.7.1963 haben sich seit 1971 bis etwa 1986 folgende Veränderungen ergeben.
1. Erweiterung des betriebswirtschaftlichen Unterrichts
2. Einführung eines selbstständigen Faches Volkswirtschaft
3. Beschränkung des Chemieunterrichts zunächst auf wesentliche Grundlagen und Verknüpfung mit dem Unterricht in Pflanzenproduktion und später eine Beschränkung der chemischen Lehrinhalte auf ein Maß, das für das Verständnis der acker- und pflanzenbaulichen Zusammenhänge unter besonderem Praxisbezug notwendig ist - Integration in das Fach Pflanzenproduktion
4. Unterrichtserteilung in Pflanzenproduktion und Tierproduktion gemäß individueller standortspezifischer "korrespondierender"  (zwischen diesen beiden Fächern) Stundenverteilung je nach regionalen  Erfordernissen
5. Erweiterung des landtechnischen Unterrichts unter Einbeziehung physikalischer Grundlagen
6. Grundlegende Neufassung des Faches Gemeinschaftskunde
7. Festsetzung der Stundenzahl auf 30 Wochenstunden
8. Die Lehrer und die Fachkonferenzen erstellen auf der Grundlage von Richtlinien und Handreichungen in eigener Entscheidung lernzielorientierte Arbeitspläne.

Bis zum 1.8.1996 gilt folgende Stundentafel für die einjährige Fachschule Landbau (später: Landwirtschaft) (in Klammern: Wochenstunden): Betriebswirtschaft (7), Volkswirtschaft (2), Pflanzenproduktion/Chemie (7 -9), Tierproduktion (5-7), Landtechnik (4), Gemeinschaftskunde (3),.
(nach:  Heinz-Jürgen Brinkmann, in: 100 Jahre  Einjährige Fachschule Agrarwirtschaft in der Grafschaft Bentheim).

1988 - Zum 1.8.1988 wechselt der gesamte Fachbereich Agrarwirtschaft an die HBS - Agrarwirtschaft und Sozialpädagogik- und erhält einen eigenen vom landwirtschaftlichen Berufsstand lange geforderten Koordinator (siehe: BS8).

1990 - Die zweijährige Berufsfachschule Kosmetik wird eingeführt, die zum Berufsabschluss "Staatlich geprüfte Kosmetikerin" führt.

Nach dem Tode von Oberstudiendirektor Klaus Dieckmann übernimmt Studiendirektor Herbert Schlikker kommissarisch die Schulleitung, bis am 7. Februar 1992 Studiendirektor Walter Bardenhagen als Schulleiter berufen wird. Er war vorher Fachleiter am Studienseminar in Osnabrück.

1996 -  Am 31. August 1996 stirbt Oberstudiendirektor Walter Bardenhagen. Nach längerer kommissarischer Leitung wird Herbert Schlikker am 5. Dezember 1998 zum Oberstudiendirektor und Schulleiter der Gewerblichen Berufsbildenden Schulen befördert.

1997 - Die zweijährige Berufsfachschule "Technische Assistenten für Informatik" wird eingeführt, die zum entsprechenden Berufsabschluss führt.

1999 - Studiendirektor Jürgen Hennig wird Ständiger Vertreter des Schulleiters. 1976 begann er an den GBS nach Studium in Burgsteinfurt (Elektrotechnik) und Hannover sein Referendariat und wurde 1979 als Studienassessor eingestellt, 1979 zum Studienrat, 1981 zum Oberstudienrat und 1997 zum Studiendirektor ernannt. Er hat Entwicklung und Profil der GBS mitbestimmt.

2004 - Spenden aus zwei Firmen machen es möglich, dass die Gewerblichen Berufsbildenden Schulen alle Schüler am "eigenen" PC arbeiten lassen können. Die Firmen übergeben insgesamt 65 Pentium-Computer mit Monitoren und weiterem Zubehör. Sie werden im neuen Lernfeld "Informationstechnische Systeme bereitstellen" eingesetzt. Alle Schüler lernen jetzt in 180 Unterrichtsstunden im fachpraktischen Unterricht, einen PC komplett einzurichten. Zusätzlich werden in 80 Unterrichtsstunden fachtheoretische PC-Inhalte gelehrt. Die Lerninhalte dieser Grundausbildung werden für alle neuen elektrotechnischen Berufe benötigt (GN, 27.3.2004).

Aufgrund von "Hilferufen von 107 Schülerinnen und Schülern", die für das Abitur den weiteren Unterricht in Niederländisch benötigen, der durch den Wegzug einer Lehrerin auszufallen droht, gelingt es dem Kultusministerium, eine Niederländisch-Lehrkraft bereitzustellen (GN, 22.10.2004).

Die folgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Schüler- und Lehrerzahlen von 1967 bis 2004:

Berufsfeld               1967       1976       1985       1994       2004
BVJ                          51           41           72
BGJ                          69           696         391        474
Teilzeitberufsschule  1.592      1.969      2.333      1.387      1.293
Vollzeitschulen          127         155          243       154         231
Gesamtschülerzahl   1.719      2.193      3.323     1.973      2.070
Anzahl d. Lehrkräfte   39           56          153       111         110

Am 28. Oktober 2004 feiern die Berufsbildenden Schulen ihr 100-jähriges Bestehen in einem Festakt im Konzert- und Theatersaal und mit zwei "Tagen der offenen Tür", die ausführlich in der örtlichen Presse gewürdigt werden (GN, 12.10., 23., 28.10., 30.10. und 1.11.2004). Hierzu ist eine umfangreiche Chronik herausgegeben worden, die auch als Grundlage für diese Zusammenstellung verwendet wurde. Als Gründungsdatum wird der 24.10.1904 angesehen (siehe: BS02).

2005 - Seit April 2005 darf in den Berufsbildenden Schulen nicht mehr geraucht werden. Unterstützt wird das Rauchverbot durch Präventions- und Aufklärungsarbeit in den Klassen. Das Rauchen als Problem wird auch in den Politikklassen thematisiert. In den GBS werden die Raucherzimmer abgeschafft und künftig nach ihrer Säuberung als Besprechungsräume genutzt. Die HBS planen u.a. einen Gesundheitstag. Allerdings sind jetzt die Bürgersteige vor dem Schulgrundstück zum Rauchertreff geworden, wo ausreichend Aschenbecher aufgestellt und der Schüler-Ordnungsdienst auf diese Bereiche ausgedehnt worden ist (GN, 12.4.2005).

In einem dreitägigen "Christopherus-Seminar", dass die Gewerblichen Berufsbildenden Schulen (GBS) erstmals mit der Deutschen Verkehrswacht und der Berufsgenossenschaft Metall organisieren, beschäftigen sich 68 Schüler des BGJ Fahrzeugtechnik mit Themen wie Fahrzeugsicherheit, Tuning und Unfallforschung. Der Unfalltod eines Schülers war Anlass, dieses Seminar in die Grafschaft zu holen (GN, 15.6.2005).

Schüler des Berufsvorbereitungsjahres (BVJ) und des Berufsgrundbildungsjahres (BGJ) bauen aus Anlass des 100jährigen Bestehens der Schule vier holzbespannte Metallliegen, die am Ufer des Nordhorner Vechtesees aufgestellt werden und den Seebesuchern künftig als Ruhewiese zur Verfügung stehen sollen (GN, 24.6. und GW, 6.7.2005).

Am 11. Juli 2005 wird der Schulleiter, Oberstudiendirektor Herbert Schlikker, in den Ruhestand verabschiedet. Nach einer Lehre zum Maschinenbauschlosser in Schüttorf kam er über die Berufsaufbauschule, das Maschinenbaustudium, den beruflichen Einsatz als Ingenieur bis hin zum berufsbegleitenden Studium und Wechsel zur Schule 1977 als Studienrat an die GBS in Nordhorn.

1985 wurde er stellvertretender Schulleiter, übernahm dann zunächst kommissarisch und ab 1998 hauptamtlich die Schulleitung. Bei der Abschiedsfeier werden ihm von seinem Stellvertreter als besondere Eigenschaften "ein offenes Ohr, Organisationstalent, Aufgeschlossenheit und Hartnäckigkeit" bescheinigt. Er erinnert an Schlikkers Engagement bei der Einrichtung des Berufsgrundbildungsjahres (BGJ) Ende der 70er Jahre und an "NOSSTIS", das Nordhorner Schulverwaltungs- und Stundenplan- Informationssystem, das Schlikker Anfang der achtziger Jahre entscheidend mit entwickelt hat (GN, 12.7.2005).

Nachfolger von Herrn Schlikker als Schulleiter wird Oberstudiendirektor Dieter Stefan, dem am 6. September 2005 dieses Amt offiziell übertragen wird.

Quellen:
Chronik der Berufsbildenden Schulen des Landkreises Grafschaft Bentheim in Nordhorn, 2004,
100 Jahre Einjährige Fachschule Agrarwirtschaft im Landkreis Grafschaft Bentheim, 2004,
hier: Heinrich-Jürgen Brinkmann, Die einjährige Fachschule Landbau bzw Landwirtschaft,
Informationen der GBS, auch aus dem Internet und durch E-mail
Artikel aus der örtlichen Presse, im Text angegeben.
Jahresberichte für die Schuljahre 2007/08 und 2008/09, Herausgeber GBS Nordhorn

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